Berlin, 15.12.2016 – In Deutschland gibt es immer mehr verschuldete und arme Menschen. Diese Erkenntnis aus dem 5. Armuts- und Reichtumsbericht der Bundesregierung ist für die SPD-Bundestagsabgeordnete und Vorsitzende des Forums Demokratische Linke, Hilde Mattheis, „schlicht eine Schande für ein so wohlhabendes und wirtschaftlich starkes Land wie das unsere“.
Nach Berechnungen des Bundesarbeitsministeriums waren im Jahr 2016 insgesamt 4,17 Millionen Menschen in Deutschland überschuldet – im Jahr 2006 waren es noch 3,4 Millionen gewesen. „Damit zeigt sich eindeutig, dass der Anstieg an Überschuldung in den vergangenen Jahren nicht aufzuhalten war“, kritisierte Mattheis.
Betroffen von Armut sind vor allem Bezieher von unteren und mittleren Einkommen. Fast die Hälfte der Ratsuchenden (47 Prozent) in Schuldnerberatungsstellen gab an, ein monatliches Nettoeinkommen von unter 900 Euro zu beziehen, 82 Prozent verdienten weniger als 1.500 Euro.
„Das ist ein Armutszeugnis für Deutschland und zeigt mir: Von der wirtschaftlichen Stärke dieses Landes bekommen die Bezieher von unteren und mittleren Einkommen nichts mit“, so Mattheis. „Wir brauchen ein flächendeckendes Netz an Schuldnerberatungsstellen. Diese müssen personell und finanziell so ausgestattet werden, dass sie stärker in der Schuldenprävention arbeiten können.“
In einem krassen Missverhältnis dazu stehe die Situation von so genannten Einkommensmillionären – ihre Zahl stieg von 9500 im Jahr 2002 auf 16.500 im Jahr 2012. „Auch wenn es viele in Deutschland nicht wahrhaben wollen: Die Schere zwischen Arm und Reich in Deutschland wird größer“, sagte Mattheis.
In der ersten Version des Armuts- und Reichtumsbericht wurde verdeutlicht, dass Menschen mit mehr Geld einen stärkeren Einfluss auf politische Entscheidungen haben als Einkommensschwache. „Dieser Zusammenhang ist nicht überraschend, daher stellen Streichungen durch das Bundeskanzleramt ein ziemlich fadenscheinigen Täuschungsversuch dar.“, erklärte Mattheis. „Die Wahrscheinlichkeit für eine Politikveränderung ist deutlich größer, wenn diese Politikveränderung von einer großen Anzahl von Menschen mit höherem Einkommen unterstützt wird. Das ist ungerecht und unsozial, politische Entscheidungen gehen zulasten der Armen.“