Kommentar von Knut Lambertin, stv. Vorsitzender DL21
Die schlichte Mär der 75 Prozent
Schlichte Interpretationen sind sich einig: 25 Prozent Nein-Stimmen – die Linke hat den Gabriel nicht gewählt. So schallt es aus Medien, Ministerialbürokratien, Parteiapparat, … von überall. Verwundert reibt man sich sein Delegiertenäuglein und fragt sich: Wo waren die, wo ich nicht war?
Nüchtern und sachlich überlegt sollte man nicht nur als linker Sozialdemokrat oder linke Sozialdemokratin darangehen. Wie sieht die Faktenlage aus? Es gibt erstens eine Diskussion in nicht so linken Kreisen, ob der Vorsitzende nicht noch zu viele Stimmen bekommen hat. Das Projekt, die arbeitende Mitte wieder in das politische Zentrum der SPD zu holen, gefällt nicht allen. Sigmar Gabriels Benehmen gegenüber Johanna Uekermann war nicht gerade fein. Aber das nun das Beachten der feinen Umgangsformen ein Kennzeichen der Linken wäre …. !
Und allein die Zahl: 25 Prozent wären etwa 150 Delegierte, die sich durch die Parteilinke koordinieren ließen. Und all dies ohne linken Aufruf, Gabriel die Stimme zu verweigern? Und all dies, obwohl die führenden Linken Gabriel gewählt haben?
Eindeutig und klar ist, dass eine Debatte um die Inhalte sozialdemokratischer Politik mit diesem Wahlergebnis sabotiert wurde. Es war immer unsere linkssozialdemokratische Linie, Kritik inhaltlich fest zu machen. Eine massive inhaltliche Auseinandersetzung wurde mit diesem Wahlergebnis verhindert. So viel steht fest, und das ist sehr ärgerlich!
Da haben einige gezündelt, zeigen nun mit dem Finger auf andere und rufen: „Haltet sie!“ Das ist zwar nichts Neues, aber für manche schlichten Geister wohl neu genug.